"Schwäbische Wörnitz-Fischereigenossenschaft" mit Sitz in Nördlingen.
Die Niederschrift der Jahresversammlung von 1938, ist das letzte vorhandene schriftliche Dokument bis 1951. Es wurden auch weiterhin Jahresversammlungen abgehalten, allerdings ohne eine entsprechende Dokumentation.
Die Fischerei in der Wörnitz war in den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren eine wichtige Nahrungsversorgung für die Bevölkerung. Nach dem Krieg wurde durch den 1946 berufenen Fischereirat Dr. Wiesner, die Erneuerung des Genossenschaftswesens in Schwaben vorangetrieben und damit der Wörnitz-Fischereigenossenschaft ein Neubeginn ermöglicht. 1951 wurde der erste gemeinsame Fischbesatz der Genossenschaft nach dem Krieg durchgeführt. Der nun einsetzende Aufschwung von Industrie und Gesellschaft stellte die Wörnitz-Fischereigenossenschaft vor neue Aufgaben. Wurde in der Vergangenheit nur von einem Fischsterben durch Einleitungen berichtet (1936 Kanalisation Nördlingen), häuften sich nun die Klagen über Fischsterben. Die Eger war, wie 1956 eine elektrische Abfischung ergab, im Bereich Bopfingen bis Deiningen fischlos. Zahlreiche Vorsprachen und Eingaben der WFG bei den Verursachern, wie bei den politisch Verantwortlichen, zeigten nur langsam Wirkung. Die WFG war damals der alleinige Verband der sich für die Sauberkeit der Gewässer verantwortlich zeigte. Der Bau von Kläranlagen in den Kommunen ging nur langsam voran, so dass es immer wieder zu Fischsterben kam. Bei der WFG wurde trotzdem der gemeinsame Fischbesatz beibehalten.
Die beginnenden Flurbereinigungen in den anliegenden Gemeinden brachten für die Gewässer und die Fischerei neue Probleme mit sich. Die kleinen Seitengräben, die Kinderstuben für die Fischbrut, wurden begradigt und zum Teil mit Sohlschalen ausgelegt. Altwässer und gewässernahe Senken wurden aufgefüllt. Eine Grundräumung der Wörnitz von der Faulenmüle bei Munningen bis nach Heroldingen, zur angenommenen Verbesserung des Hochwasserabflusses und um der Landwirtschaft zu ermöglichen, die Wörnitzwiesen in Ackerland umzuwandeln, hat die ursprünglich schöne Flussstrecke schwer geschädigt. Eine Absenkung des Wasserstandes um bis zu 1,5 Meter, hat viele Laichplätze zerstört und den Fluss bei Niedrigwasser zu einem Rinnsal mit Steilufern werden lassen.
Die Proteste der WFG, der Fischereiberechtigten und der Fischereirechtsinhaber wurden nicht beachtet, dafür wurden teilweise Entschädigungszahlungen und Besatzhilfen geleistet. Die Anhebung des abgesenkten Wasserstandes wird seitdem immer wieder von der WFG gefordert, leider ohne Erfolg. Eine weitere Absenkung von der Bezirksgrenze bei Auhausen über ca. 20 Km bis zur Faulenmühle bei Munningen, durch Klappwehre, konnte durch massiven Einspruch der Wörnitz-Fischereigenossenschaft, gemeinsam mit den Fischereiberechtigten, verhindert werden. Die Genossenschaft wurde 1960 ermächtigt, die Fischereierlaubnisscheine zusammen mit dem Landratsamt zu bestätigen. Für die Genossenschaft ein aufwendiger aber wichtiger Akt, zur Kontrolle der Besatzauflagen. Es wurden Besatzobmänner berufen, die seitdem die Besatzmaßnahmen kontrollieren. Ein gemeinsamer Besatz der Genossenschaft wird nur noch bei Glasaalen und Fischen gefährdeter Art durchgeführt. Für andere Besatzfische werden, im Einvernehmen mit der Fischereifachberatung, Empfehlungen ausgesprochen.
Mit zunehmender Industrialisierung der 60er und 70er Jahre, verschlechterte sich die Qualität des Wassers stetig und der sprichwörtliche Fischreichtum ging rapide zurück. Der intensive Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln in der Landwirtschaft und einem immer größerem Aufkommen an giftigen Abwässern, durch die Industrie und die Haushalte, führte schließlich zum Zusammenbruch des Ökosystems "Wörnitz". Als Folge kam es im September 1973 zu einem katastrophalen Fischsterben zwischen der Ziegelmühle und Wechingen, bei dem 95% aller Fische qualvoll verendeten. Männer des Wasserwirtschaftsamtes und Angler des Fischervereins Oettingen, sowie die Fischereiberechtigten und Leute aus den Gemeinden, waren tagelang damit beschäftigt die Kadaver zu beseitigen. Es wurden damals ca. 200 Zentner tote Fische geborgen. 1975 und 1976 ereigneten sich weitere Fischsterben zwischen Munningen und Schrattenhofen, denen nicht nur Fische sondern auch viele Kleinlebewesen, sowie Bisamratten und Wildenten zum Opfer fielen.
Durch verstärkte Besatz- und Hegemaßnahmen, wurde in den darauffolgenden Jahren der vorherige Fischbestand annähernd wieder erreicht. Weitere Verbesserungen und Neubauten von Kläranlagen sind der Grund dass sich seitdem kein größeres Fischsterben mehr ereignet hat.
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft ist leider bei der Gewässergüte, die Wörnitz hat Güteklasse 2 - 3, das heißt kritisch belastet, bis heute noch keine Verbesserung eingetreten. Die umweltbedingten Einschwemmungen von organischen Stoffen sind verantwortlich, dass immer wieder ein kritischer Zustand erreicht wird, ebenso werden durch sie Massenvermehrungen von Pflanzenarten und Algen hervorgerufen.
Ein Gewässerausbauplan des Wasserwirtschaftsamtes für Wörnitz und Eger, soll in nächster Zukunft eine Verbesserung der Gewässergüte und den Laichmöglichkeiten der Fische bringen. Für den Fischnachwuchs haben in letzter Zeit Fischereiberechtigte, vor allem der Fischerverein Oettingen, mit Hilfe des Wasserwirtschaftsamtes, Altwässer und Biotope angelegt. Um das biologische Gleichgewicht zu erhalten, hat es sich die Wörnitz-Fischereigenossenschaft zur Aufgabe gemacht, gefährdete Fischarten ("Rote Liste") verstärkt zu besetzen. Für die Wörnitz und die Eger sind dies:
Schlammpeitzger, Orfe, Schied, Nase, Barbe und gefährdete Kleinfischarten wie Bitterling, Schneider und andere.
Seit einigen Jahren, tritt auch der Biber im Einzugsgebiet der WFG wieder in Aktion. Er ist das einzige Lebewesen außer uns Menschen, der seinen Lebensraum selbst gestalten kann.
Die WFG und die Fischereiberechtigten, sind bemüht die Natur in und um ihre Gewässer zu schützen und zu erhalten, um den Anglern und Jungfischern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu ermöglichen.
Die am 24.06.2022 neu gewählte Vorstandschaft und Obmänner von links nach rechts:
Lorenz Zimmermann (vorn), Matthias Baumann, Hans-Frieder Eberhard, Karl Ziegelmeier, Sandra Wagner, Hubert Wagner, Manfred Hippmann.